Der Shocktober lässt grüßen: Kurz vor Halloween kommen Horror- und Gruselfans so richtig in Stimmung, wenn die Tage spürbar kürzer und dunkler werden. Spieler einer Nintendo Switch bekommen in diesem Jahr mit Into the Dead 2 eine Zombie-Ballerei spendiert, die seit geraumer Zeit auf Android und iOS im positiven Sinne für Grauen sorgt. Die überarbeitete Version für die beliebte Hybrid-Konsole sorgt in vielerlei Hinsicht für Gänsehaut.
Spannung am anderen Ende der Leitung
Alles andere als geschichtsträchtig ist der Ausgangspunkt der Haupthandlung: Spielfigur James findet sich nach einem Truck-Unfall inmitten einer Zombie-Apokalypse wieder. Weit und breit scheint kein rettender Pannendienst in Sicht. Dumm gelaufen, also nimmt er beide Beine in die Hand und rennt um sein Leben. Jedoch nicht ziellos: Schließlich warten am anderen Ende der Funkgerätverbindung Frau Helen und Tochter Maggie. Auf die darf man als Spieler durchaus neidisch sein, denn sie erleben im Gegensatz zu James offensichtlich eine spannende sowie wendungsreiche Story, während der rasende Ehemann und Vater meist vergeblich während seines respektablen Ausdauerlaufs nach aufregenden Skript-Sequenzen Ausschau hält. Hat er zumindest drei besondere Voraussetzungen erfüllt, erlebt er immerhin ebenso viele unterschiedliche Endsequenzen.
Ausgefallen oder gar innovativ ist die Handlung mit seinen 60 Passagen in sieben Kapiteln zu keinem Zeitpunkt, sondern bis obenhin vollgepackt mit Klischees. Interessanter gestalten sich die freispielbaren Nebenhandlungen Divided, Frostbitten sowie Untamed. Genre-Fans bekommen außerdem mit George A. Romeros Die Nacht der lebenden Toten und Ghostbusters zeitgleich zur Veröffentlichung zwei reizvolle Zusatzinhalte für je 4,99 €. Komplett ohne Plot kommt der Arcade-Modus mit 21 Herausforderungen aus. Hier gilt es lediglich mit vorgegebenen Waffen genügend Abschüsse zu landen und so Belohnungen einzusacken. Das sorgt für mindestens sechs bis acht Stunden Spielspaß, Hartgesottene können sogar deutlich mehr Zeit investieren.
Wo ist die Lightgun?
Into the Dead 2 ist ein Auto-Runner aus der immersiven Ego-Perspektive, sprich die Figur läuft automatisch geradeaus durch eine dreidimensionale Umgebung. Der Spieler lenkt also lediglich nach links und rechts bis zum Levelende. Seine Stärken liegen natürlich im Handheld-Modus der Nintendo Switch, was bei einem konzipierten Handyspiel keine große Überraschung ist. Im TV-Modus wünscht man sich sehnlichst eine Lightgun, wie sie in Spielhallen bei ähnlichen Titeln zum Einsatz kommt. Insbesondere zu Beginn verkommt die hektische Rennerei zum Ausweich-Simulator, wenn nur wenige Waffen im Inventar sind und mangels Munition lieber an den Untoten möglichst geschickt vorbei manövriert wird. Nach spätestens zwei Begegnungen aus nächster Nähe gilt der Lauf nämlich als gescheitert, wobei die erste Umarmung noch per Quick-Time-Event mit dem Messer abgewehrt werden kann.
Im weiteren Verlauf setzt sich unkomplizierter Spielspaß ein. Jede Mission kann nach dem ersten Erfolg beliebig oft wiederholt werden und setzt immer fünf Zielvorgaben voraus: Neben dem logischen Überleben geht es beispielsweise um die Anzahl der Kills generell und/oder mit einer bestimmten Waffe/Spezialmunition, alternativ aus nächster Nähe oder in Verbindung mit Explosivfässern. Kurzweilige Einsätze von Panzerwagen (wer steuert das Gefährt eigentlich während der Ballerorgie?) inklusive montierten Maschinengewehr und im Level versteckte Motorsägen oder -sensen lockern das Geschehen angenehm auf. Währenddessen dürfen Spieler relativ sorglos und ganz ohne Rücksicht auf Verluste draufhalten. Das Verhalten der Zombies ist dabei relativ vorhersehbar, nur selten kommt es zu völlig überraschenden Begegnungen. Ärgerlich ist der Umstand, dass man doch vereinzelt an Hindernissen feststeckt oder im wahrsten Sinne des Wortes gegen die Wand läuft und so unfreiwillig komisch überwältigt wird.
Als Motivationsfaktor gibt es genügend Freischalt- sowie Upgrademöglichkeiten durch verdiente Goldbarren. So lassen sich alle 25 Waffen (Pistolen, Schrotflinten, Maschinenpistolen, Sturm- und Scharfschützengewehre, Bögen, usw.) in den Attributen Schaden, Feuerrate, Nachladen und Magazin aufwerten. Sinnvolle Extramunition (beispielsweise Explosiv, Schnellfeuer, Brand) und die treuen Tierbegleiter (Hunde, Bären, Wölfe, Tiger) sind ebenfalls Verbesserungen vorhanden.
Technik zum Davonlaufen
Auf den ersten Blick wirkt das düstere Gesamtbild stimmig wie flüssig, jedoch zeigen unzählige Ungereimtheiten ihre hässlische Fratze. Fehler wie Glitches, durch die geringe Sichtweite aufpoppende Gegner und Objekte trüben nicht nur die Optik, sondern haben auch negative spielerische Auswirkungen. Um diese Mankos zu entschärfen, hat man in die Trickkiste gegriffen: Zombies kündigen sich durch ihre leuchtenden Augen an und Munitionsvorräte sind mit Rauchsignalen versehen. Trotzdem: Alles wirkt durch ständige Wiederholungen, die allgemeine optische Abwechslungsarmut und Einfallslosgikeit betreffend der schaurig animierten Zombies und Schauplätzen wie aus dem Baukasten generiert. Schul- und Bahnhöfe, Farmen, Wälder, Maisfelder, Tunnel, Militärstützpunkte, Schrottplätze, Nationalparks, Zeltplätze, Siedlungen, Highways, Industrieanlagen, Sägewerke oder Ölraffinerien hat man schon deutlich beeindruckender auf technisch weniger leistungsfähigen Plattformen gesehen. Akustisch weiß Into the Dead 2 mit seiner Geräusch- und Soundkulisse durchaus zu überzeugen.
Fazit von Christian Schmitz
Into the Dead 2 ist eine vergleichsweise aktuelle Portierung für die Nintendo Switch. Schon vor zwei Jahren konnte der Auto-Runner viele Fans auf ihren Handys überzeugen. Zumindest im Handheld-Modus der Hybrid-Konsole kann die Umsetzung zeitweise für Motivationsschübe sorgen, mit seinen kurzen Abschnitten eignet es sich ideal für die kleine Zockerei unterwegs. Techniche Mankos und die langweilige Story trüben jedoch den Spielspaß.